Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin – mit der Bahn und vier kleinen Kindern – Was haben wir uns dabei eigentlich gedacht?

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin – mit der Bahn und vier kleinen Kindern – Was haben wir uns dabei eigentlich gedacht?

19. Januar 2019 0 Von Kathrin

Als wir noch kinderlos waren, hatten wir eine schöne Tradition. Über Silvester mieteten wir uns mit einem befreundeten Pärchen ein Haus irgendwo und feierten zusammen. Das war immer toll. Entspannt, lustig und feuchtfröhlich. Dann wurden wir Eltern und die Dinge änderten sich. Besagtes Pärchen, noch heute kinderlos, blieb uns tatsächlich treu und zog von nun an Jahr für Jahr an Silvester in den Hunsrück. Um nicht entspannt, nicht immer so lustig und nie mehr feuchtfröhlich den Jahreswechsel mit uns zu begehen. In diesem Jahr sollte es mal wieder anders sein. 4 Jahre lang sind wir nun Eltern und somit langsam alte Hasen im Geschäft. Da kann man ja mal was wagen. Furcht? Ein Fremdwort!

Da besagtes Paar kürzlich von München nach Berlin umgezogen ist, kam die Idee auf, Silvester in unserer schönen Hauptstadt zu verbringen. Pro: Besagtes Pärchen hat eine Penthouse-Wohnung, von der aus man einen wunderbaren Blick über die verschiedenen Feuerwerke Berlins hat. Kontra: Besagtes Paar hat eine Zweiraumwohung und wir sind schon mal zu sechst.

„Platz ist in der kleinsten Hütte!“, hat meine Mama stets zu sagen gepflegt und so waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass wir das mit einer gründlichen Planung schon hinbekommen werden. Viel unterwegs sein, kindgerechte Ausflüge und für die zu überbrückenden Zeiten daheim ordentlich Spielzeug, Bücher, Bastelutensilien. Dann werden wir das Kind schon schaukeln, oder eben alle vier Kinder. So der Plan. Als kleines I-Tüpfelchen obendrauf noch das Reisen mit der Bahn gewählt, muss das Gepäck eben eingeschränkt werden. Na dann: Los geht`s!

Auch wenn die Deutsche Bahn weder Hin, – noch Rückfahrt pünktlich hinbekommen hat und uns einfach mal so die Endstation gestrichen hat und schon eine Station vorher Schluss mit der Fahrt machte, so muss ich doch eine Lanze für sie brechen: Bahn fahren mit kleinen Kindern ist einfach toll! Absolut empfehlenswert und mega entspannt. Zumindest in unserem Fall. Nach spätestens zwei Stunden im Auto entwickeln unsere Kinder nämlich einen enormen Bewegungsdrang und sind von da an am Dauermeckern. Im Zug sieht die Sache aber ganz anders aus: Viel Auslauf, viele Beschäftigungsmöglichkeiten, einfach viel Raum, um sich die Zeit angenehm zu vertreiben. Top, gerne wieder!

Berlin selbst beeindruckte meine Landkinder sehr. Traktor, Kühe, Stöcke und Steine wurden abgelöst von Menschenmassen, öffentlichen Verkehrsmitteln und Trubel, soweit das Auge reicht – eine willkommene Abwechslung. Der Abend des Jahreswechsels selbst bot uns ein wunderbares Feuerwerk über den Dächern Berlins und wurde sogar mal wieder feuchtfröhlich. Ha – Eltern vierer Kinder und kein bisschen langweilig geworden!

Für den 1. Januar hatten wir uns dann einen Besuch im Aquarium des Berliner Zoos ausgesucht. Indoor, warm und spannend. Bis auf ein paar kleine und größere Eskapaden in Form von lauthalsen Streitereien in der Tram und im Restaurant des Aquariums verlief der Tag auch sehr entspannt und angenehm. Wie kann man auch einfach Senf auf den Würstchenteller von Zwilli 1 machen lassen, Papa? Da muss man schon mal ausrasten…

Am zweiten und leider auch schon letzten Tag unseres Trips teilte sich die Gruppe. Die Männer hatten viel vor und wollten Berlin erkunden – schließlich fährt der Papa jedes Jahr auf Klassenabschlussfahrt in unsere schöne Hauptstadt und kennt sich bestens aus. Klassenfahrtfeeling und wunde Füße für Zwilli 1 und 2 inklusive. Die Mädels machten sich im Gegensatz dazu einen entspannten Tag. Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf fuhren wir in ein Café für junge Familien. Zumindest war das der Plan. Die vorangegangene Internetrecherche machte uns die Entscheidung nicht gerade einfach, denn bei der Namensgebung sind die Gastronomiebesitzer in Berlin äußerst kreativ: Von Milchbart über Wunderland bis hin zum Zaunkönig ist alles dabei. Leider wechseln in Berlin die Läden und gastronomischen Einrichtungen in Lichtgeschwindigkeit und wo gerade noch ein Mutter-Kind-Café war, befindet sich plötzlich ein Laden, in dem Opis sich die Hornhaut an den Füßen von kleinen Fischchen abknabbern lassen können. Der gute, alte Obdachlose mit der Bierflasche in der Hand rettete uns letztlich den so langsam ganz schön eingefrorenen Allerwertesten und hatte eine Top Empfehlung für uns, die es dann auch tatsächlich noch gab. Gäb es derartige Einrichtungen in unserer Heimat, würden meine Kinder definitiv im Café aufwachsen. Super entspannt und so laut, dass überhaupt nicht auffällt, wenn ein Kind ausrastet. Man hört es nämlich zwischen den vielen Kindern, die mit Bobby Cars und anderen Gerätschaften zwischen den Tischen umher düsen, überhaupt nicht. Keine bösen Blicke kinderloser Erwachsener, kein schlechtes Gewissen für Mami, weil ihre Quälgeister sich mal wieder nicht zu benehmen wissen. Perfekt!

Ob es nun daran liegt, dass Berlin mit seinem leichten Assi-Touch einfach locker ist, daran, dass wir mittlerweile einfach locker sind oder daran, dass wir vier wohlerzogene, wunderbare Kinder haben – einen Urlaub in der Großstadt mit kleinen Kindern kann ich nur wärmstens empfehlen. Die Kinder hatten viel Spaß und haben noch lange davon erzählt. Ob besagtes Pärchen nach drei Tagen mit uns nun jemals Kinder haben wird, das bleibt allerdings fraglich.