Alltag zwischen höchstem Glück und heillosem Chaos – Part Three

Alltag zwischen höchstem Glück und heillosem Chaos – Part Three

29. Oktober 2018 0 Von Kathrin

Hilfe naht

Dann ist es endlich so weit: Der Papa kommt heim. Alle stürzen sich auf ihn und ich atme kurz durch und bedanke mich abermals bei dem Gott, an den ich gar nicht glaube, einen Lehrer geheiratet zu haben, der am Nachmittag schon heim kommt. Wir erzählen uns hastig das Wichtigste des bisherigen Tages, denn viel Zeit bleibt nicht. Entweder schnappt er sich nun die Mädels und geht mit ihnen spazieren, während die Jungs und ich in die Musikschule oder schwimmen gehen, oder der Papa fährt mit den Jungs zum Kinderturnen. Irgendwas ist immer. Das ist aber auch gut so. Oft denke ich über den Zeitplan unserer Familie nach und überlege, woran man noch feilen könnte. Freies Spiel ist sehr wichtig und davon gibt es sicher auch genug. Dümpeln wir allerdings lange Zeit ohne feste Beschäftigung zu Hause rum, eskaliert die Situation schnell. Zwilli 1 und 2 stellen irgendwelchen Unfug an und Zwilli 3 und 4 werden ohne frische Luft schnell nörgelig. Also haben sich aktive Beschäftigungen für unsere Familie sehr bewährt. Die Großen sind begeistert bei der Sache, wenn sie ihren Hobbys nachgehen können und wir Eltern können uns beim Turnen oder in der Musikschule mal kurz zurücklehnen und zum Beispiel mit anderen Eltern sprechen oder einfach mal dumm in die Gegend schauen. Fantastisch!

Endspurt – Wie viel Zeit ist noch, bis es ins Bett geht?

Wieder daheim gilt es noch einmal, von Erwachsenenseite clever zu agieren. Während der Vorbereitung des Abendessens werden unsere vier gern sehr anstrengend und laut. „Wann ist das Essen fertig?“, „Ich will Spiegelei!“ oder „Mama, Papa, könnt ihr mal…“, ertönt es dann im Fünf-Sekunden-Takt. Nebenher noch ein anständiges Essen auf den Tisch zu bringen, ist manchmal nicht so einfach. Also wechseln Mama und Papa sich so gut es geht ab. Werden Zwilli 3 und 4 unruhig, stille ich sie noch einmal auf dem Sofa, ansonsten spielt Papa mit allen vieren und ich versuche zu kochen und den Tisch vorzubereiten. Die Großen kann man mittlerweile sehr gut einbinden. Wie die Weltmeister schneiden sie Tomaten, rühren Nudeln oder schmieren Brote. Das klappt manchmal richtig toll, manchmal wird allerdings auch ein heilloses Durcheinander daraus. Als alles vorbereitet ist, rufe ich zu Tisch und mach mich aus dem Staub. Ich ziehe meine Sportklamotten an und schnappe mir ein Handtuch und eine Flasche Wasser. Beim Gehen höre ich die versammelte Mannschaft in der Küche reden, lachen und singen. Alexa ist im Dauerbeschuss, weil alle versuchen, aus den Fetzen der Songtexte von Zwilli 1 und 2 das richtige Lied zu erraten. Das gelingt nicht immer, oft aber schon. Und dann sind Zwilli 1 und 2 sehr stolz, dass sie Mama und Papa ein neues Lied lernen konnten. Meistens kommt die Oma während des Essens rauf, schon in den Startlöchern, die Essensmassen von Zwilli 3 und 4 zu kratzen und die Mädels fertig fürs Bett zu machen. Das ist eine große Hilfe, weil Papa ab nach dem Essen irgendwie ziellos und desorientiert durch die Wohnung steuert, nicht wissend, was genau er jetzt tun soll. Da kann ich Abhilfe schaffen. Als ich wieder da bin, schwitzend und ausgepowert vom Zumba Stepp, gebe ich klare Instruktionen. „Zieh doch bitte die Jungs schon einmal um!“. Inzwischen versuche ich wieder, die Küche betretbar zu machen. Was gäbe ich in diesem einen Punkt für ein paar kleine Mainzelmännchen, die das für mich erledigen. Mindestens dreimal pro Tag krieche ich den Küchenboden ab und verschwende Tonnen an Feuchttüchern, um das Essen vom Boden aufzulesen. Als ich endlich damit fertig bin und ins Bad komme, sind die vier Kinder dabei, sich ordentlich zu stylen. Viel zu viel Haargel und Schaumfestiger landen auf den vier Köpfen, eine dicke Schicht Lipgloss bedeckt Kinn, Wangen und Ohren. Creme so weit das Auge reicht. Aber sie sind fröhlich und lachen. Also lass ich ihnen die Freude. Ich bereite die plattgebissenen Zahnbürsten vor. Wieder eine Runde neue Zahnbürstenaufsätze für alle, bald sind wir pleite. Dafür sind jetzt alle geschniegelt und bettfertig. Ich springe noch schnell unter die Dusche. Der gemütliche Teil des Abends beginnt.

Mein Tagesfavorit: Das Zubettbringen

Jeder darf sich ein Buch aus dem Bücherregal aussuchen. Die Regel müssen wir bald ändern, denn so langsam wird die Lektüre textreicher und ein Buch dauert jetzt schon gut Zeit. Wenn Zwilli 3 und 4 noch dazustoßen, lesen wir bis in die Morgenstunden. Ich platziere mich schon mal gemütlich in der Mitte, Brüste raus. Zwilli 1 und 2 üben sich noch in waghalsigen Stunts vom Fensterbrett aufs Bett, wobei immer mal wieder einer auf meinem Fuß oder sonstigen Gliedmaßen von mir landet. Na ja, ich bin ja nicht aus Zucker und hab`s gleich geschafft. Die Babys, ich werde sie wohl auch mit 18 noch so nennen, weil das jetzt so im Sprachrepertoire drin ist, kuscheln sich in meine Arme, docken an ihre Brust und schauen aus den Augenwinkeln ihren Brüdern beim Hüpfen zu. Immer mal wieder dockt eine ab und versucht es ihnen nachzumachen. Doch sobald ihre Aufmerksamkeit wieder auf die angedockte Schwester fällt, kommt die Flüchtige schnell zurück gekrabbelt und saugt sich an ihrer Brust fest, fast so, als hätte sie Angst, die Schwester könnte alles leertrinken. Als Papa eintrudelt, stets zu Letzt, kehrt Ruhe ein. Ich liege entspannt mit meinen eng an mich gekuschelten Mädchen unter unserer Decke, während sich die Jungs links und rechts an Papa schmiegen, um dem Vorlesen aufmerksam zuzuhören. Immer mal wieder schweifen die Fragen und Gespräche der Männer in philosophische Dialoge ab. Ich merke dem Papa aber bald an, dass er hier im Raum der Müdeste ist und mit dem Lesen bald Schluss ist. „So, das war die letzte Seite des zweiten Buchs.“, sagt er froh. Die Jungs platzieren sich auf ihren richtigen Schlafplätzen, ganz außen neben ihrer jeweiligen Schwester. Papa wechselt jeden Abend die Seite beim Vorlesen, wir wollen ja für Fairness und Gleichbehandlung sorgen. Der Zwilli, auf dessen Platz der Papa nicht lag, darf das heutige Hörbuch aussuchen. Das Licht wird ausgeschaltet, das Hörbuch an und nun beginnt jeder mit seinen ganz eigenen, typischen Einschlafritualen. Während Zwilli 3, zu meiner Linken, mir intensiv in der Achselhöhle herumpuhlt, so dass es fast weh tut, möchte Zwilli 2, auch zu meiner Linken neben Zwilli 3, dass ich meinen Arm ganz lang mache, damit er seinen Kopf noch darauf platzieren kann. Dabei strampelt er seine Decke weg, holt sie wieder, strampelt sie wieder weg, holt sie wieder. Etwa siebenmal. Zu meiner Rechten streicht Zwilli 4 permanent mit der flachen Hand über meinen Bauch. Das ist echt schön. 10 Kuschelpunkte von mir. Zwilli 1, ganz außen zu meiner Rechten, neben Zwilli 4, streicht unentwegt mit seinen Händen meinen Arm entlang. Er mag das, weil der sich so kühl anfühlt, erklärt er mir des Öfteren. Während ich meinen Mann schon tief schlafen höre, werde ich von allen Seiten bestreichelt und befummelt. Von kleinen Kinderhänden. Und ich finde es einfach traumhaft. „Zeit, bleib bitte stehen!“, denke ich oft. Dabei frage ich mich manchmal, wieso viele Eltern die Einschlafbegleitung nicht mögen. Klar fehlt uns noch mal eine halbe Stunde vom Abend, aber ich genieße die Ruhe und Innigkeit sehr. In 10 Jahren wird mich wohl keiner hier mehr mit in sein Bett nehmen wollen. Ich sammle Energie für gleich, denn jetzt beginnt die Zeit, in der ich alles tun kann, wozu ICH Lust habe. Und das tue ich jeden Abend viel zu lange, weil sonst zu wenig Zeit ist, und bereue es täglich am nächsten Morgen, wenn die Müdigkeit mich wieder den Wecker noch mal und noch mal weiterdrücken lässt. Aber was soll`s, ich leb ja nur einmal und schlafen kann ich, wenn ich tot bin. Immer mal wieder stemmt sich Zwilli 3 oder 4 hoch, schaut sich im Halbdunkel um und versucht, den bei ihm liegenden Bruder anzustubsen. „Nein“, sage ich leise und sanft, bis sich das Kind wieder an mich kuschelt und einzudösen beginnt. Als ich spüre, dass alle ins Traumland verschwunden sind, schleiche ich mich aus dem Bett. Noch schnell die Brotdosen für morgen vorbereiten und die Körperpflegemittelreste aus dem Bad aufwischen. Letztlich räume ich doch wieder viel zu lange auf und bereite alles Mögliche für den nächsten Tag vor (Wie schon gesagt: Vorbereitung ist für mich das A und O!) und dann geht`s los. Nähen, Bloggen, wozu ich heute eben Lust habe. Immer mal wieder wird Zwilli 3 wach und ich flitze ins Schlafzimmer. Stille, kuschle, bis sie wieder schläft. Das raubt oft so viel Zeit, dass ich eben doch wieder bis 2 Uhr nachts dasitze, weil ich irgendetwas unbedingt noch zu Ende machen will. Aber so ist mein Leben jetzt nun einmal. Als Mama von 4 kleinen zauberhaften Kindern.

Natürlich läuft nicht jeder Tag so ab. Manche sind eine Vollkatastrophe, manche laufen wie geschmiert. Ich versuche immer, mir nicht zu viel vorzunehmen und einen Puffer in meine Planungen einzubauen. „Heute willst du mal die Sommerklamotten gegen die für den Winter austauschen – oder sagen wir, bis spätestens in 5 Tagen willst du das geschafft haben.“, so ist meine tägliche Devise. Über das, was ich schaffe, freue ich mich sehr, denn meine Quote ist oft nicht schlecht. Über das, was ich nicht schaffe, versuche ich mich nicht zu ärgern. Wieder ganz nach dem Motto: MAMA, CHILL MAL DEIN LEBEN!